David Lutz Miller: „Das deutsche Kino hat weit mehr zu bieten als Til Schweiger“

Interview mit David Lutz Miller, Schauspieler und der Trommler von Y-Titty.

David Lutz Miller ist Schauspieler, stammt aus Süddeutschland  und lebt seit einigen Jahren in Köln. Im Internet ist er bekannt als „Der Trommler“, seit er 2011 bei Y-Titty (Deutschlands erfolgreichste Youtuber) im Musikvideo „Ständertime“ als Trommler zu sehen war. Inzwischen hat das Video über 14 Millionen Aufrufe. David taucht regelmäßig in den Videos der Comedygruppe auf.

Hallo David! Wie geht’s dir?
Gut. Mein Gerstenkorn ist wieder weg, tränt nur noch ein bisschen.

Erste Frage: Wie kamst du zu Y-Titty?
Eine Freundin hat auf Crew United ein Inserat von ihnen gesehen, in dem stand, dass sie einen großen korpulenten Menschen suchen, der etwas Rhythmusgefühl hat. Allerdings war die Anzeige schon zwei Wochen drin, hab mir keine Hoffnungen gemacht, ihnen aber trotzdem eine Mail mit zwei Fotos. Zwei Tage später haben wir das Musikvideo zu „Ständertime“ gedreht.

Inzwischen bist du ja quasi der 4. Y-Titty…
Nein, der offizielle 4. Y-Titty ist ein Stofftier, ein Wolpertinger. Steht sogar in Y-Titty’s „Nicht-Buch“ drin.

Aber du bist schon, der am häufigsten mit ihnen dreht, aber nicht fest zur Gruppe gehört.
Ja, genau. Ich bin der Sidekick und der Trommler.

Neuerdings auch der Akkordeonspieler.
„Trommler“ hat sich aber festgesetzt, keine Ahnung warum. Unter dem Video stand mein Name, aber keine wusste meinen Namen. Alle haben mich nur „Trommler“ genannt und seitdem bin ich der Trommler.

Einen eigenen Youtube-Channel hast du ja merkwürdigerweise nicht…
Der ist im Aufbau.

Warum erst jetzt?
Ich plane schon seit fast anderthalb Jahren. Es gab bisher mehrere Konzepte, bei zwei sind die Sponsoren kurz vor dem Start abgesprungen, wodurch die Konzepte fallengelassen worden sind. Das neue Konzept ist komplett ohne Sponsor.

Kannst du schon etwas darüber verraten?
Es geht um alltägliche Dinge, aber trotzdem um Comedy.

Trittst du als du selbst auf?
Nein. Man ist zwar irgendwie immer man selbst, aber ich spiele schon eine Rolle. Für das erste Format, was in dem Kanal laufen wird, ist erst mal nur eine Rolle vorgesehen. Aber es werden sicher weitere Rollen kommen. Wir sind gerade noch an der Rollenausarbeitung, aber spätestens ab Februar soll es losgehen, dann immer ein Video pro Woche.

Du hast ja auch eine Schauspielschule besucht und bist auch Schauspieler außerhalb von Youtube. Was hast du da so gemacht?
Ich habe in verschiedenen Theaterstücken mitgemacht, hauptsächlich von „Adolesk“, das ist ein junges Kölner Theater-Ensemble. Da habe ich bisher in drei Stücken mitgespielt. Dann habe ich noch einmal bei „Verbotene Liebe“ mitgespielt und einmal bei „Unter uns“. Zwischendurch habe ich eine Ausbildung zum Sprecher und Synchronsprecher angefangen und abgebrochen. Nicht, weil mir das kein Spaß gemacht hat. Aber alles, was ich dort gelernt habe, kannte ich schon von der Schauspielschule.

Hast du schauspielerische Vorbilder?
Vorbilder nicht direkt. Es gibt viele Leute, die mir gut gefallen, aber Vorbilder sind immer so eine Sache. Wenn man ein Vorbild hat, versucht man es zu kopieren. Es gibt viele Schauspieler, bei denen ich mir gerne etwas abschaue, u.a. Detlev Buck und der Münster-Tatort-Kommissar Axel Prahl. International gibt es eigentlich nur eine Schauspielerin die mehr sehr gut gefällt und das ist Uma Thurman. Ich bin ein totaler Verfechter des deutschen Films und finde es schade, dass er sich so wenig traut. Es sind meistens nur Krimi-Reihen, die trotzdem relativ seicht sind, Tatort ist gut, hat aber seine Macken. Ich bin aber totaler Tatort-Suchti.
Weitaus begeisterter bin ich von dänischen und skandinavischen Produktionen, die einfach viel packender sind. Trotzdem sage ich, dass das deutsche Fernsehen irgendwann noch seine Renaissance erleben wird und da freue ich mich drauf.

Was hältst du Til Schweiger-Filmen?
Ich habe großen Respekt davor, was Schweiger geleistet hat, die Filme sind aber absolut nicht mein Humor. Ich gucke die Filme mit ihm nicht so gern, das deutsche Kino hat weit mehr zu bieten als Til Schweiger.

Daniel Brühl zum Beispiel…
Der ist mir viel zu seicht. Den Hauptdarsteller aus Neue Vahr Süd, Frederick Lau, finde ich z. B. absolut klasse. Florian David Fitz gefällt mir auch sehr gut. Ja, deutsches Kino kann doch etwas. (lacht)

Was sind deine Lieblingsfilme?
Schwer zu sagen. Ich habe eher Lieblinsregisseure, von denen mehr viele Filme gefallen. Das ist z. B. Pedro Almodòvar. Dann Akira Kurosawa („Die sieben Samurai“), einer der größten japanischen Filmemacher überhaupt. Mein Lieblingsfilm von ihm ist „Ran“, dass war der erste Film in meinem Leben, bei dem ich Blut gesehen habe. Der Film ist ein reines Kunst-Gemetzel, „300“ ist ein Scheißdreck dagegen. Es geht um eine Fürstenfamilie, dessen Vater vom Thron abdankt, sein Reich unter seinen drei Söhne aufteilt und die sich gegenseitig abschlachten. Zum Schluss bleibt nur noch der Vater übrig und dreht ab.

Tarantino und Rodriguez finde ich auch noch sehr gut. Dann gibt’s da noch den relativ unbekannten Gaspar Noé mit Filmen wie „Menschenfeind“ und „Irreversibel“, beide sehr realitätsgetreu gedreht und für viele zu hart.

Der Schauspieler Heinrich Schaffmeister sagte mal: „Schauspielerei ist der schönste Beruf, den man nicht weiter empfehlen kann.“
Das stimmt absolut. Es macht tierisch viel Spaß und du hast unendlich viele Möglichkeiten und unglaublich wenig Geld. 98 % der deutschen Schauspieler können nicht von ihren Beruf leben.

Was sagst du jemanden, der sagt, dass er Schauspieler werden möchte?
Überlege dir das gut! Wenn der Wille wirklich da ist, mach’s. Aber du musst wissen, worauf du dich einlässt. Als ich früher die Schauspieler gesehen habe, dachte ich mir auch „Ui, tolles Leben“, aber das ist es absolut nicht.

Was steht bei dir als nächstes an?
Ich habe gerade erst „Doom“ von Adolesk gespielt, ein Theaterstück über Kindesmissbrauch. Am 3.12. mit Y-Titty im „Gloria“ ein Konzert und Anfang nächsten Jahres folgt die Tournee durch Deutschland, Schweiz und Österreich.

Zum Abschluss meine vier Standardfragen.

Wen findest du besser: Die Ärzte oder die Toten Hosen?
Stimme der Hosen und die Texte von der Ärzte. Ich liebe Campinos Stimme, aber die Hosen machen mir zu viele Sauflieder. Die Ärzte haben Hammer Texte, sehr politisch wie ich finde. Wenn man beides zusammenlegen würde, wäre das grandios.

Was ist dir wichtig im Leben?
Glücklich zu sein. Das zu machen, worauf ich Lust habe. Ohne Abstriche geht’s natürlich nicht, aber auch so frei zu sein wie möglich.

Eine Lebensweisheit…
Etwas wie moralische oder unmoralische Bücher gibt es nicht. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben. Weiter nichts…. (Oscar Wilde)

Welche Frage wurde dir noch nicht gestellt und wie lautet die Antwort drauf?
Wie ist das Verhältnis zu deinen Eltern? – Bestens, ich liebe sie. Die besten Eltern, die man sich vorstellen kann!

Vielen Dank für das Interview!

Weiteres zu David:

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„Es ist wie ein Gelübde“

Interview mit Schauspieler Nikolai Will aus Köln


Hier ein Interview  mit Schauspieler und langjähriger Kumpel Nikolai Will (31) aus Köln.

Hallo Nikolai!
Hallo Simon!

Wie geht’s dir?
Momentan kann ich ausnahmsweise mal nicht klagen. (lacht)

Woran liegt’s?
Weil es jetzt grad mal gut läuft, wie es das ganze Jahr nicht der Fall war. Ich hab mich acht, neun Monate so durchgewürgt, hatte hier und da mal einen Schauspiel-Job. Und jetzt seit zwei, drei Monaten hole ich plötzlich alles nach, was ich die ersten neun Monate nicht verdient habe. Ich habe fast jede Woche einen Schauspiel-Job. Ich weiß natürlich, dass es nicht so bleibt, genieße aber grad den Luxus, dass es so ist.

Was hast du zuletzt gedreht?
Das war ein Schulungsfilm für ein medizinisches Institut. Der Film war für ein neu entwickeltes Spiel, dass nennt sich „Kompetenzsspiel“ und ich habe einen schizophrenen Lehrer gespielt. Das sind Sachen, dir mir besonders viel Spaß machen. Ich finde es in der Schauspielerei am interessantesten, wenn ich die Chance habe, ein Krankheitsbild darzustellen. Da habe ich mich gefreut, dass machen zu können und gleichzeitig auch noch Geld dafür zu bekommen.

Wie fing das an bei dir mit der Schauspielerei?
Ich bin Ende 1997 durch einen Verwandten – der zweitälteste Sohn meiner Tante, bei der ich aufgewachsen bin – auf eine Kontaktanzeige aufmerksam gemacht geworden, weil die Verwandten wussten, dass ich total gerne Theater spiele. Da hat eine freie Bühne einen Workshop gegeben. Der war jeden Dienstag und ich bin immer hingegangen. Irgendwann hieß es dann „Wir machen ‚Arsen und Spitzenhäubchen'“ und es gäbe noch kleinere Rollen zu besetzen und da habe ich meine erste Rolle bekommen. Februar 1998 war die Premiere und ich habe den Polizisten ‚Klein‘ gespielt, passend zur Größe der Rolle. (lacht)

Wann war klar, dass du Schauspielerei beruflich machen willst?
Als Neunjähriger wollte ich mal Architekt werden, weil ich durch unseren Untermieter mitbekommen habe, dass die viel Geld verdienen. Die bekommen 10% von dem, was das Haus wert ist. Aber abgesehen davon, war mir schon immer klar, dass ich schauspielern wollte. Ich weiß nicht, ob mir schon immer bewusst war, dass man das auch zum Beruf machen kann. Fest steht aber, als ich ganz sicher wußte, dass ich es werden möchte, so in der achten oder neunten Klasse, hat die ganze Schule für mich keinen Sinn mehr gemacht und ich wurde schlechter und schlechter. Ich wusste nicht, wozu ich Mathematik, Physik und Chemie brauche, wenn ich doch Schauspieler werden möchte.

Es gab auch nie eine Alternative für dich?
Doch, mir fällt ein, ganz kurz wollte ich mal Journalist werden. Ich hab mal ein Praktikum beim „Sonntagsblatt“ bei uns in Würzburg gemacht. Da durfte ich Bildunterschriften schreiben, nicht der Rede wert. (lacht) Da war ich vier oder fünf Wochen. Das wäre das einzige, was ich mir noch hätte vorstellen können. Also als Journalist zu arbeiten und Kritiken oder ähnliches zu schreiben.

Gibt’s eine Rolle die du als deine wichtigste bisher ansiehst?
Ich muss sagen, dass ist immer noch meine erste Rolle, der geistig-behinderte Jugendliche, den ich in dem Kurzfilm „Seeking Philipp“ gespielt habe. Der Film hat auch viel Zuspruch bekommen und den Bayrischen Jugendfilmpreis gewonnen. Da stand ich zum ersten Mal vor der Kamera und mir wurde schauspielerisch kaum geholfen, ich hab alles selber gemacht. Trotzdem hat das die Leute so beeindruckt.
Und jetzt aktuell gibt’s wieder einen Kurzfilm, auch wenn ich etwas enttäuscht war, dass der Film zwar gute Kritiken von Leuten bekommen hat und jeder begeistert ist von meiner schauspielerischen Leistung. Aber auf Festivals hat er überhaupt nicht seinen Weg gemacht, der Film heißt „Kleines Püppchen Teddybär“. Da habe ich einen pädophilen jungen Mann gespielt. Hier habe ich mir die Aufgabe gestellt, dass zu spielen ohne in einen typischen Hollywood- oder Fernsehklischee zu verfallen. Ich habe wirklich ernsthaft über diese Krankheit recherchiert und mich über betroffene Personen informiert, um ein unreißerisches Bild darzustellen.

Wer ist dein schauspielerisches Vorbild?
Javier Bardem! Man kennt ihn aus dem aktuellen James Bond-Film, da spielt er den Bösewicht. Er ist für mich der beste Schauspieler auf der Welt. Da kommt kein Robert De Niro, kein Al Pacino und einfach überhaupt keiner ran. Er hat eine unfassbare Wandlungsfähigkeit von ganz charmant in „Vicky Christina Barcelona“ über seine Oscarrolle in „No Country For Old Men“ bis zu „Das Meer in mir“, wo er einen querschnittsgelähmten spielt – der Typ kann echt alles spielen! Man kann sich jeden Film mit ihm anschauen, er ist immer anders und immer überzeugend. Das ist auch das, was mich am meisten an der Schauspielerei interessiert: Die Verwandlung! Das steht für mich an oberster Stelle. Für mich ist das größte Kompliment, wenn die Leute zu mir sagen, dass sie mich nicht wiedererkannt haben. Habe deshalb auch grossen Spass gehabt mich für eine Computerspielproduktion, in der ich als reale Person auftauche, in eine Frau zu verwandeln.

© Vroni Valder

Welche Filme haben dich schauspielerisch beeinflusst?
Alles was Javier Bardem gespielt hat, wie z.B. in „Das Meer in mir“. Dann noch die beiden Oscarfilme mit Sean Penn: „Mystic River“ und „Milk“. In „Mystic River“ spielt er einen harten, leidenden Typen, weil so weit ich weiß seine Tochter umgebracht wurde. Und dann spielt der selber Schauspieler, was ich nie für möglich gehalten habe, unfassbar einfühlsam in „Milk“ einen schwulen Politiker. Wenn man sich die beiden Filme hintereinander anschaut  ist man total geflasht. Weitere Filme sind noch „Der Club der toten Dichter“ und „Spurlos“, aber der niederländische Originalfilm. „Little Miss Sunshine“ find ich auch großartig. Aber ich mag auch deutsche Filme sehr, wie aktuell grad „Oh Boy“, bei dem man in jeder Rolle richtig gutes deutsches Schauspiel sieht.

Gibt es deiner Meinung nach auch einen bekannten Film, der überbewertet wird?
„Die Wolke“, eine Bestseller-Verfilmung eines Buches, das die Leute aus der Schule kennen. Das war ein Film, der mich einfach aufgeregt hat, weil ich ihn von der Psychologie der weiblichen Hauptfigur unglaublich peinlich fand. Da stirbt deren kleiner Bruder, fünf Minuten später springt sie wieder fröhlich durch die Gegend, um sich dann wieder fünf Minuten später pathetisch auf die Knie zu werfen und in den Himmel zu schreien. Die Verfilmung fand ich panne.

Und welcher Film ist zu unrecht weitgehend unbekannt geblieben?
Da gibt’s vor allem deutsche Filme. Oftmals heißt es von Einheimischen, dass wir deutschen keine guten Filme machen können. Alle finden immer das amerikanische Kino so toll. Die Tragik ist, dass wir deutschen unsere Filme nicht gut vermarkten können. Man kriegt immer nur die Til Schweiger-Filme mit. Aber es gibt total viele kleine klasse Filme, die wir haben. Da muss ich nochmal „Oh Boy“ nennen, sensationeller Film! Dann noch Picco, dass war auch ein großartiger, intensiver Film. Ein richtig satirischer, gewagter und frecher Film war „Muxmäuschenstill“. „Napola“ und „Sophie Scholl“ sind großartiges Schauspielkino. Deutsche Filme werden viel zu wenig wahrgenommen.

Heinrich Schafmeister hat mal gesagt „Schauspielerei ist der schönste Beruf, den man nicht weiterempfehlen kann“. Was sagst du dazu?
Der Mann hat recht, ja. (lacht) Man kann den Beruf für sich selbst verantworten, möchte ihn aber gleichzeitig anderen nicht zumuten. Man vergisst schnell die Schattenseiten. Sobald ich wieder einen bezahlten Schauspiel-Job habe, vergesse ich schnell die vier Monate vorher, wo ich mich echt durchgewirtschaftet habe mit irgendwelchen Nebenjobs, weil einfach kein Geld über die Schauspielerei rein kam. Dann kommt auf einmal – wie jetzt grad bei mir – eine Sache nach der anderen, aber genauso weiß ich, dass das auch schnell wieder aufhört. Wenn man spielen kann und dafür bezahlt wird, ist es der schönste Beruf auf der Welt und ich kann mir nichts anderes vorstellen. Wenn man nicht bezahlt wird, hängt echt alles am seidenen Faden der Ideologie. Aber ich liebe einfach nichts mehr als Filme und verliere nie den Reiz, mich in eine andere Figur zu verwandeln. Es gibt keinen anderen Beruf, der diese Vielfältigkeit bietet. Auch wenn es abgedroschen klingt: Ich lebe nur einmal und möchte das tun, wozu ich mich berufen fühle und nicht das, worin mich vielleicht meine Umgebung gerne sehen möchte.

Angenommen, ein 16-jähriger kommt auf dich zu und sagt, dass er auch Schauspieler werden will. Was sagst du dem?
Dann verweise ich ihn auf meinen Blog, den ich mal gemacht habe. (lacht) Nachdem ich nämlich immer wieder von 16-jährigen Mädchen angeschrieben wurde, die mitbekommen haben, dass ich Schauspieler bin und Tipps haben wollten, habe ich einen Artikel darüber geschrieben, auf was es ankommt. Das erste, was ich dann immer sage: Willst du Schauspieler werden, weil du berühmt werden willst dann vergiss es! Wenn derjenige aber sagt, dass er nicht anders kann, dass er es toll findet in Rollen zu schlüpfen, dass er es auch hinnehmen kann, schwer über die Runden zu kommen und sich keinen anderen Beruf vorstellen kann, nur dann kann ich es empfehlen. Es ist nämlich schon wie ein Gelübde, was man da eingeht.

Warum warst du nie auf einer Schauspielschule?
Zuerst hatte ich überhaupt nicht das Selbstbewusst sein mich an Schauspielschulen zu bewerben, obwohl ich mit 16-17 schon auf der freien Bühne gespielt habe. Dann habe ich mitbekommen, dass man bei der Aufnahmeprüfung auch singen muss und dass kann ich mal überhaupt nicht. Ich hab erstmal weiter freies Theater gespielt und bin dann irgendwann nach Köln gegangen und habe auch noch überlegt, auf eine Schauspielschule zugehen. Dann habe ich zufällig mal einen Quereinsteiger getroffen, der meinte, dass das, was ich mache echt gut sei und ich einfach weiter Filme drehen soll, ich würde das schon hinkriegen. Später ist mir dann natürlich auch über die Jahre bewusst geworden, dass es Sachen gibt, die ich nachholen musste. So habe ich mit Nick Dong Sik einen guten Schauspiel-Coach gefunden, bei dem ich sehr viel gelernt habe. Besonders schwere Rollen wie z.B. einen Pädophilen erarbeite ich dann auch mit ihm.
Mittlerweile haben mir viele Leute bestätigt, dass ich mich vor anderen Schauspielern nicht verstecken muss. Ich habe inzwischen ca. 200 Rollen vor der Kamera gespielt. Inzwischen finde ich sogar so einen Beruf Learning-by-Doing und unter realen Bedingungen auszuüben, anstatt in geschlossenen Räumen, bringt einen eher weiter. Grad zuletzt habe ich eine Rolle bekommen, bei der es ca. 350 Bewerber gab, ich habe wohl auch eine gewisse Authentizität, die andere nicht haben. Gerade bei Absolventen von privaten Schauspielschulen kommt es vor, dass diese, bevor sie einiges gedreht haben, etwas steriles und künstliches an sich haben.

Gibt es eine Rolle in einem bekannten Film, die du supergerne gespielt hättest?
Ja gibt es, auch wenn ich sie auf der Bühne schon gespielt habe: Harold in „Harold in Maude“. Die Rolle hat alles. Sie darf tragisch-komisch sein, hat aber auch ihre ganz großen Ausbrüche. Vom netten, nerdigen Müttersöhnchen bis zum absolut düsterem steckt alles in der Figur drin. Man kann unglaublich viele Facetten mit diesem Charakter zeigen.

Kommen wir zu den vier letzten Fragen, die ich immer stelle.

Was ist dir wichtig im Leben?
Am wichtigsten ist mir grad, dass ich nächstes Jahr in eine größere Wohnung umziehen werde. Die Wohnung, die ich jetzt habe, ist einfach viel zu klein. Dann ist mir wichtig nach langer Zeit wieder eine Beziehung zu haben. Und ich will irgendwann sagen können, dass ich komplett von der Schauspielerei leben kann.

Eine Lebensweisheit.
Du hast nur ein Leben, mach was draus.

Wenn findest du besser: Die Ärzte oder die Toten Hosen?
Die Ärzte. Das liegt daran, dass ich sehr gehinrgewaschen bin von dem Interviewer hier. (lacht) Und außerdem finde ich an den Ärzten gut, dass das drei coole Typen sind und man jeden interessant findet. Bei den toten Hosen gibt’s nur einen, den Rest kennt man nicht. Die Ärzte machen auch immer Hammer-originelle Videos, bei denen man gerne mitspielen würde.

Welche Frage wurde dir noch nie gestellt und wie lautet die Antwort?
Nikolai, woher hast du deinen fantastischen Körper? – Keine Ahnung, naturgegeben! (grinst)

Danke für das Interview, Nikolai!


Besucht aucht Nikolais Homepage: www.nikolaiwill.de

Alle Fotos bis auf Bild Nr. 3 von Simon Taal

Bitte keinen wie Bruno

Einer wie Bruno mit Christian Ulmen als geistig behinderter Vater.

„Einer wie Bruno“ – einige Wochen lang habe ich diesen Film entgegen gefiebert: Christian Ulmen als geistig zurückgebliebenen Vater – für mich absolut vielversprechend klingend. Ulmens unfassbare Wandelbarkeit hat mich zuletzt in „Jonas“ mal wieder ziemlich geflasht: Die Rolle des 18-jährigen Schülers habe ich ihm zu 100% abgenommen, dabei ist er ja Mitte 30.

Gestern hab ich dann mit meinem Kumpel „Einer wie Bruno“ im Kino gesehen und war eher enttäuscht. Der Film bietet kaum Überraschungen, dafür Klischees und unfreiwillige Komik. Ulmen kann in diesem Film ausnahmsweise mal nicht so richtig überzeugen. Seine Darstellung des geistig behinderten Bruno wirkt doch eher wie eine Parodie und man findet ihn irgendwann nur noch nervig. Bruno erinnert etwas an seine Figur „Uwe“, nur noch zurückgebliebener. Mitgefühlt habe ich kaum bis gar nicht, seine Rolle und der Film insgesamt ließen mich doch relativ kalt – zu distanziert, zu klischeehaft. Da hat mich doch Lola Dockhorn mehr überzeugt als Christian Ulmen. Sie spielt seine 13-jährige Tochter ziemlich überzeugend und stellt die problematische Vater-Tochter-Beziehung authentisch dar. Dafür nervt wiederum ihr Techtelgemechtel mit dem neuen Mitschüler und Muster-Musiker Benny, welches ebenso mit Klischees um sich wirft und mit der Darbietung eines peinlichen Songs („Babydaddy“) endet.

Als Fernsehfilm wäre „Einer wie Bruno“ ok und als solcher war er ja auch zunächst geplant. Als Kinofilm hat er außer Klischees leider nicht viel zu bieten. Ich war geradezu verwundert, dass mich ein Film mit Christian Ulmen nicht überzeugt – einschließlich ihm selbst.

4/10

The Amazing Spider-Man

Neuer Trailer von „The Amazing Spider-Man“

Ab dem 07. Juli 2012 im Kino: The Amazing Spider-Man. Diesmal mit komplett neuen Leuten vor, als auch hinter der Kamera. Tobey Maguire und Kirsten Dunst sind aufgrund gewisser Differenzen bezüglich dem Drehbuch und der Verjüngung der Darsteller am Anfang der Produktion 2010 ausgestiegen. Peter Parker ist jetzt nämlich wieder Schüler. Als Ersatz Maguire-Ersatz wurde Andrew Garfield engagiert, bekannt aus dem Film „The Social Network“.

Spider-Man ohne Tobey Maguire?! Eigentlich unvorstellbar, aber der Trailer macht dennoch Lust auf den Film. Und als Fan von Comic-Verfilmungen ist der Film eh Pflicht für mich. Außerdem fand ich Andrew Garfield in „The Social Network“ richtig jut.


The Amazing Spider-Man Trailer: Mehr Videos

Was hat dich bloss so ruiniert?

Christian Ulmen geht wieder zur Schule und macht einen Film daraus.

Gestern war es endlich soweit: Mit Freunden habe ich mit großen Erwartungen „Jonas“ im Kölner Cinedom angeschaut. Den Trailer hatte ich bereits gebloggt und falls man sich nicht komplett von der Außenwelt verschanzt hat, dürfte man schon etwas über den Film erfahren haben. Comedian und Schauspieler Christian Ulmen geht in dem Film wieder zur Schule – als 18-jähriger Jonas! Alles um ihn herum ist echt, die Schule (irgendwo in Brandenburg), die Schüler, die Lehrer, nur er nicht. Es gibt kein Drehbuch, nur ein paar Vorgaben.

Jonas ist ein paar Mal sitzen geblieben und kriegt an dieser Schule die Chance doch noch seinen Realschulabschluss zu machen. Von den Kameras wird er 6 Wochen begleitet. Die Lehrer und Eltern der Schüler wurden, zwecks Einholung der Filmerlaubnis, über Christian Ulmen informiert. Den Schülern wurde wohl nur allgemein etwas von einem sitzengebliebenen Schüler erzählt, aber sicherlich ist es anzunehmen, dass die Tatsache nach und nach durchgesickert sein muss – Ulmen ist ja nun wirklich nicht unbekannt und trotz verändertem Aussehen noch zu erkennen -was man glücklicherweise nicht im Ansatz merkt. „Was hat dich bloss so ruiniert?“ weiterlesen

Aber Jonas, das geht doch nicht

„Jonas“ mit Christian Ulmen ab dem 05.01.12 im Kino

Ein Film, auf den ich mich wahnsinnig freue und ab dem 5. Januar im Kino läuft: „Jonas“ mit Christian Ulmen, der einen 18-jährigen Schüler spielt, welcher neu an einer Schule aufgenommen wird. Eine echte Schule mit echten Lehrern und Schülern. Jeder ist echt, nur Jonas ist gespielt. Und dieser Jonas bekommt an der Schule die Möglichkeit, sein Realschulabschluss nachzumachen und wird dafür sechs Wochen lang von Kameras begleitet.

Unglaublich, wie Christian Ulmen zurecht gemacht wurde, dass er als 36-jähriger (bzw. bei den Dreharbeiten vielleicht noch 35) tatsächlich aussieht wie ein 18-jähriger! Das er auch vom Verhalten her so wirkt, muss einem bei Christian Ulmens Schauspielkunst nicht wundern, was aber natürlich nicht abwertig gemeint ist. Für seine Rolle des Herrn Lehmann aus dem gleichnamigen Film von 2003 erhielt er den Bayerischen Filmpreis als bester Hauptdarsteller, der Film ist längst kult. 2005 lief seine großartige Serie „Mein neuer Freund“, bei dem er die skurrilsten und nervigsten Figuren abgab, vom Kiffer über Nerd bis zum arroganten Schnösel und auch wieder eine Art Real-Life-Doku. Zunächst nach der ersten Episode wegen geringer Quoten abgesetzt, dann nach einer von Fans durchgeführten Online-Petition wieder ins Programm aufgenommen. Und wer Ulmen kennt, kennt auch seinen Hang zur Peinlichkeit. Der Trailer verrät es schon: Er verliebt sich in die Musiklehrerin und wird es ihr auch sagen. „Aber Jonas, das geht doch nicht.“ Bei Christian Ulmen geht alles.

Kurt Krömer im Kino

Eine Insel namens Udo – Kurt Krömers 1. Hauptrolle

Auf den Film bin ich schon sehr gespannt: Eine Insel namens Udo mit Kurt Krömer in der Hauptrolle (seine erste) und dann noch ohne Brille, sehr ungewohnt. Kurt Krömer gehört schon seit einigen Jahren zu meinen Lieblingskomikern (wenn nicht sogar DER Lieblingskomiker!). In seiner Comedy-Talk-Show „Kurt Krömer – Die internationale Show“ bewies er absolute Spontanität, seine Gäste mussten Geschenke mitbringen und durften sich trotzdem dann noch Sprüche an den Kopf werfen lassen. Keiner kann sich witziger aufregen als Kurt Krömer („Mann, Mann, Mann“).  Schade, dass vor kurzem nach 5 Jahren die letzte Folge seiner Show lief. Aber wenn Kurt Krömer stattdessen nun Hauptrollen in Kinofilmen hat – sehr gerne!

Story des Films: Udo leidet an Schwersichtbarkeit. Er ist wird aufgrund seines Durchschnittlichen Aussehens von seinen Mitmenschen einfach nicht wahrgenommen. Was ihm nicht nur bei seinem Job als Kaufhausdetektiv zu Gute kommt, so kann er sich auch z.B. ohne Probleme in einer Bar von dem Epresso eines anderen bedienen. Bis plötzlich Jasmin in sein Leben tritt, der erste mensch, der ihn auf Anhieb wahrnehmen kann.

Die Kritiken, die ich bisher gelesen habe, waren alle bis auf kleine Kritikpunkte positiv. Und auch der Trailer verspricht eine witzigen, originelle Komödie. Und Kurt Krömer wurde nicht mitspielen, wenn es einfach nur irgendein 08/15-Kram wäre, da kann man sich sicher sein.

Start: 16. Juni

Kino.de-Kritik

„I can do everything on my own.“

Kritik zum Kinofilm „127 Hours“

Am Freitag habe ich 127 Hours gesehen – wie der Trailer und die Story vermuten ließ, ist der Film richtig gut! Die Story hatte ich letztens schon kurz beschrieben, der Vollständigkeit aber nochmal: In 127 Hours geht es um die wahre Geschichte vom US-Bergsteiger Aron Ralston (gespielt von James Franco, bekannt aus Spider-Man), der beim Klettern in einem Bergspalt abrutscht und ein schwerer Felsen auf seinen Arm fällt und ihn einklemmt. Er ist alleine und hat zuvor niemanden gesagt, wo er hingeht…

„„I can do everything on my own.““ weiterlesen

„Uuupsss! Ups…“

Die Trailer vom deutschen Kinofilm „Picco“, „127 Hours“ mit James Franco und „X-Men: First Class.

Hier drei Trailer von vielversprechenden neuen Kinofilmen. Der erste ist der deutsche Film Picco mit Constantin von Jascheroff („Falscher Bekenner“) und Frederick Lau („Die Welle“), der bereits im Kino läuft. Im Film geht es um die Ereignisse in der Siegburger JVA 2006, bei denen ein 20-jähriger von Mithäftlingen gequält und ermordert wurde. Auf IMDB wird Picco bisher mit 7,5 von 10 Sternen bewertet.

Update: Ich hab gestern „Picco“ gesehen – sehr guter Film! Sehr authentisch, sehr hart und sehr beklemmend. Man will nicht glauben, dass das so in der Art wirklich passiert ist. Sehr verwunderlich ist aber, dass der Film zumindest in Köln nur in einem Mini-Kino läuft?!

127 Hours beruht ebenfalls auf einer wahren Begebenheit, James Franco hat hier die Hauptrolle. Er spielt den Kletterer Aaron Ralston, der in einem Bergspalt sich die Hand unter einem Felsen einklemmt, nicht mehr dort wegkommt und er ist allein! Ab 17.02. im Kino, IMDB-Bewertung: 8,1/10.

Und zu letzt der gaaanz neue Trailer von X-Men: First Class, der im Juni in die Kinos kommt:

Tomaten in Großaufnahme

Hereafter – Der neue Film von Clint Eastwood mit Matt Damon in der Hauptrolle. Leider größenteils langweilig!

Vor kurzem war ich in Hereafter mit Matt Damon in der Hauptrolle. Ein interessantes Thema (es geht um das Jenseits), ein vielversprechender Trailer, überwiegend gute Kritiken und hey, ein Film von Clint Eastwood – das alles hat nichts gebracht, denn der Film war ziemlich langweilig.


Im Mittelpunkt von „Hereafter“ steht Matt Damon,  der in dem Film Kontakt zu Verstorbenen aufnehmen kann, wenn er die Hände von noch lebenden Verwandten berührt, aber eigentlich von dieser Gabe wegkommen möchte. Nebenbei gibt es noch zwei weitere Handlungsstränge: Eine französische Nachrichtensprecherin, die gleich am Anfang von einer Flutwelle erfasst wird und dadurch eine Nahtod-Erfahrung macht und ein Junge, welcher jemanden verliert, der ihm ganz nahe steht. Erst um das Ende hin werden die drei losen Geschichten miteinander verknüpft.

Leider ist maximal ein Drittel des Films spannend (u.a. gleich der Anfang mit der Flutkatastrophe), der Rest ist sehr lahm und langweilig. Da wird viel herumgeschwafelt, die Handlung plätschert müde und sehr beiläufig daher. „Tomaten in Großaufnahme“ weiterlesen